Offiziell heißt die Insel, die man in weniger als einer Stunde von Hiroshima aus erreichen kann, Itsukushima. Aber so nennt sie einfach niemand. Die Japaner sagen zu dieser Insel Miyajima – Tempelinsel. Sie ist in der öffentlichen Meinung untrennbar mit dem Itsukushima Tempel verbunden, dessen Hauptgebäude, ebenso wie das berühmte Torii, über dem Wasser gebaut ist.
Um nach Miyajima zu kommen, nehmen wir von Hiroshima aus den Zug, fahren ca. 20 – 30 Minuten, steigen aus und fallen schon fast in die Fähre hinein.
Die Fähre selbst fährt ca. 10 Minunten und dreht dabei eine kleine Kurve, damit man bereits vom Wasser einen super Blick auf das rote Torii hat. Hier schießen wir auch schon die ersten Fotos.
Die schönen Bilder vom Torii.
Wir spazieren also zunächst am Strand entlang um das Torii aus allen Blickwinkeln zu betrachten, dann erkunden wir die umliegenden Straßen, die ganz auf die Wünsche der Touristen ausgelegt sind. Hier findet man viel Interessantes.
Auf Miyajima leben – ähnlich wie in Nara – wilde Rehe, die soweit an den Menschen gewöhnt sind, dass sie frei in der Stadt herumlaufen und manchmal recht aufdringlich nach Futter betteln. Einige Rehe verdienen sich allerdings einen Nebenverdienst als Türsteher.
Heute ist das Wetter mehr als nur schön. Man könnte fast behaupten es sei heiß. Dem wollen wir Abhilfe leisten und gönnen uns ein leckeres Eis. Nicht in der traditionellen Waffel, sondern in einem eher brotartigen Gebäck.
Mit den örtlichen Köstlichkeiten sollte man allerdings aufpassen, denn die Leute auf Miyajima scheinen den Menschen aus Nara in nichts nachstehen zu wollen, was die Liebe zu ihren Rehen angeht. So findet sich die ein oder andere Merkwürdigkeit auf der Speise- und Getränkekarte.
Auf der Suche nach einer neuen Kappe für Jan, der seine irgendwo auf der bisherigen Reise verloren hat, werden wir tatsächlich fündig. Nicht nur er, sondern auch ich finde dabei eine schöne Kopfbedeckung. Wobei Jan meinen ersten Vorschlag aus mir unerfindlichen Gründen ablehnt.
Nach diesem ersten Einkauf geht es für uns weiter zur fünstöckigen Pagode, die sich als ein weiteres beliebtes Fotomotiv herausstellt.
Während Jan die Pagode aus allen Winkeln ablichtet, nutze ich die Zeit um ein wenig mit meinen Kameraeinstellungen zu experimentieren und produziere dabei die folgenden Blumenbilder.
Für uns geht es nun weiter zur Seilbahn, die uns zum Gipfel des hiesigen Berg Misen bringen soll, dem höchsten Punkt auf Miyajima (500 Meter über dem Meeresspiegel). Man könnte auch hochwandern, aber Jan und ich sind da realistisch, was die Einschätzung unserer Bergsteigerfähigkeiten angeht und nehmen lieber die Seilbahn.
Plötzlich taucht sogar mein Name auf. Wusste gar nicht, dass ich in Japan berühmt bin. 🤣
Rauf geht es mit der Seilbahn!
Tatsächlich braucht es zwei Seilbahnen, ehe wir am „Gipfel“ angekommen sind. Man muss einmal umsteigen. Und dann ist man auch gar nicht direkt am Gipfel. Der liegt nochmal ca. 1 Kilometer Wanderung aufwärts. Wir genießen von hier oben schon einmal die Aussicht und machen uns dann an die Gipfelerklimmung.
Der Aufstieg ist gar nicht so leicht und vor allem meine Knie leiden unter dem ständigen bergauf inklusiver diverser Stufen in unterschiedlichen Höhen, aber wir beißen die Zähne zusammen und kommen schließlich bei unserem ersten Zwischenstopp an. Die Reikado Halle beherbergt die Flamme, von der man glaubt, dass Kobo Daishi (Begründer des japanischen Shingon-Buddhismus) sie anzündete als er seine Gebete auf dem Berg begann. Seitdem brennt sie und wurde unter anderem zum entzünden der Friedensflamme im Friedenspark von Hiroshima verwendet. Heute wird sie auch mit der Flamme der ewigen Liebe gleichgesetzt und man glaubt, dass eine an dieser Flamme entzündete Kerze einem Paar die ewige Liebe garantiert.
Kein Wunder also, dass vor der Halle ein Regal mit Kerzen steht, die diverse Schriftzüge als eine Art Gebetsspruch tragen. Natürlich können wir auf unserer Hochzeitsreise solch eine Gelegenheit nicht auslassen und spenden daher ein wenig Geld im Austausch gegen eine Kerze. Via Google Translate versichern wir uns, dass der Gebetsspruch einigermaßen passt.
Eine andere Möglichkeit:
Weiter geht es, bis wir endlich den Gipfel und damit die Aussichtsplattform erreichen. Der Ausblick ist wirklich gigantisch und wir sind mehr als stolz auf uns, dass wir den Aufstieg gemacht haben.
Wir schleppen uns den ganzen Weg zur Seilbahnstation zurück und sind froh, dass die Bahn den Rest des Weges für uns übernimmt.
Als wir wieder unten sind, streifen wir noch einmal durch die Straßen der Ortschaft.
Dann geht es auch schon wieder zurück auf die Fähre und damit zurück nach Hiroshima.
Die Bahn ist recht voll, wir bekommen nur noch Stehplätze und die Fahrt zieht sich dadurch gefühlt eine Ewigkeit. Die Füße und Beine schmerzen ganz schön und wir sind beide müde vom heutigen Tag. In Hiroshima angekommen fehlt uns die Energie großartig nach einem Restaurant zu suchen und als ich ein McDonald’s ausgeschildert sehe, steht der Entschluss fest. Wenigstens einmal in unserem Urlaub gibt es also Hambaga (Hamburger) von Mekudonarudo (McDonald’s).
Außer Jans Fanta Blaubeere (?!) schmeckt alles recht ähnlich zum deutschen Pendant. Wir hatten schon mit Wasabiburgern gerechnet. Nach der schnellen Mahlzeit laufen wir zurück zum Hotel und sind froh, als wir frisch geduscht ins Bett fallen.