Fukuoka

Fukuokas „Hauptbahnhof“ heißt nicht Fukuoka Station, sondern Hakata. Hakata muss sowas wie ein Stadtteil sein. Dahin geht heute die Reise mit dem Shinkansen!

Anmerkung: Fotos werden morgen (vermutlich auf der Zugfahrt) nachgereicht – Es ist schon 1:30 Uhr Ortszeit und ich bin jetzt erst fertig geworden mit dem Beitrag 😜

So, 12 Stunden später, habe ich es nachgeholt, auf der tunnelreichen Shinkansen-Strecke nach Shin-Kobe! Take this Deutsche Bahn!

Aufbruch aus Hiroshima heute morgen. Auf dem Weg zum Bahnhof bewundere ich mal wieder die Höflichkeit an jeder Ecke. Heute zum Beispiel (wie auch schon gestern) an einer Baustelle. Hier wird man an beiden Enden der Baustelle in Empfang genommen von einer Arbeiterin in Weste und mit Helm, die fleißig eine weiße Fahne schwenkt und (wenn sie nicht gerade telefoniert) sich entschuldigt, dass hier eine Baustelle ist und für unser Verständnis dankt (vermute ich mal). 😊

Am Bahnhof hält wie gewohnt pünktlich mit absoluter Präzision der Zug an der Markierung und befördert uns sicher nach Hakata (Bahnhof von Fukuoka), wo uns die Polizei mit einem Orchester begrüßt. Was für ein Empfang!

Wir bringen unser Gepäck ins Hotel und erkunden die Stadt ein wenig. Als wir in einem unterirdischen mehrstöckigen Kaufhaus verzweifelt zwischen Prada und Louis Vuitton Geschäften auf einem Schild den von Google Maps angezeigten Curry-Laden suchen, werden wir von einer freundlichen Frau angesprochen und wir zeigen Ihr auf Google Maps den in Kanji geschriebenen Namen des Restaurants. Sie guckt sich den Namen kurz an und sagt kurz entschlossen „Follow me“ – alles klar!

Auf dem Weg wird sich ein wenig unterhalten und festgestellt: Sie kann Deutsch! Sie freut sich, dass sie ihr Deutsch mit uns nutzen kann und wir sind überrascht, wie flüssig sie spricht – und freuen uns natürlich auch! Schnurstracks führt sie uns zum Curry-Stand. Ich weiß schon gar nicht, ob wir in „B1F“ (so werden hier die Stockwerke angegeben… Muss so was wie Basement 1st Floor bedeuten, was dem deutschen „-1“ am ehesten entspricht) oder „B2F“ sind. (Das Erdgeschoss ist hier übrigens „1F“). Eine halbe Treppe ging es glaube ich noch runter. Hier angekommen verabreden wir uns für nach dem Essen auf ein Getränk mit ihr und bestellen uns ein Curry.

Den Laden hatte ich aufgrund der guten Bewertungen ausgewählt. Jetzt merke ich, warum die so gut sein müssen: Wir bekommen im Plastikbeutel diesmal statt einem feuchten Einweg-Tuch ein richtiges feuchtes Stoffhandtuch! 😉 Das feuchte Stoffhandtuch gibt es hier fast immer vor dem Essen, damit man sich die Hände sauber machen kann. Günstige Lokale sind hier keine Ausnahme. Kostenloses Eiswasser und Feuchttücher gehören bei den Japanern wohl einfach dazu.

Nach dem Essen holt uns die Frau, die sich als Rumiko vorstellt, wieder ab und führt uns zu einem Smoothie-Stand, bei dem wir uns mit leckeren frischen Obst-Smoothies eindecken. Wir suchen uns einen freien Tisch und unterhalten uns lange mit ihr, tauschen Mail- und Blog-Adressen sowie Telefonnummern aus. Was für eine schöne Begegnung! Später verabschieden wir uns an der U-Bahn von ihr und begeben uns weiter auf Erkundungstour. Natürlich nicht, ohne dass Heike weiter fleißig Kontakt mit Rumiko per WhatsApp hält!

Mit einer frisch gekauften U-Bahn Tageskarte fahren wir zur Fukuoka City Hall. Hier soll es laut Internet eine Bus-Tour durch die Stadt geben. Dem ist tatsächlich so und so nehmen wir auf dem offenen Deck des Tourbusses Platz. Einen elektronischen Tourguide auf Englisch gibt es noch und dann geht es einmal durch die Stadt! Hier auch wieder bemerkenswert: In Japan ist nach meiner Beobachtung alles viel behindertengerechter als in Deutschland. Überall in den Straßen gibt es Markierungen für Blinde und sogar der Bus hat eine Rollstuhl-Rampe für das Freiluftdeck!

Auch bei der Begrünung hat man hier in Fukuoka weder Kosten noch Mühen gescheut. Manche Gebäude gehen fast unter in schönem Bewuchs! Die Bustour führt uns an den größten Gebäuden, Sehenswürdigkeiten und dem Hafen vorbei. Auch wissen wir jetzt endlich, wo in Fukuoka in der Innenstadt der Bär steppt! Vor einem Laden, der anscheinend nur ein Getränk verkauft, ist eine lange Schlange. Ich beschließe, dass es ein Bubble Tea Laden sein muss. Danach bin ich schon die ganze Zeit auf der Suche. 😜 Vielleicht kommen wir hier ja später noch einmal zu Fuß vorbei.

Nachdem die Bustour wieder am Ausgangspunkt angekommen ist, machen wir uns jedenfalls auf den Weg in die neu entdeckte (und mit prächtigen Bäumen gezierte) Straße mit den vielen Shops und Restaurants. Nächster halt wird „Mister Donut“. Hier versorgen wir uns mit Kaffee und… Donuts!

Vor allem packen wir hier auch mal das Notebook aus, um die weitere Reise zu planen. Denn wir haben bisher keine weiteren Stationen fest gebucht. Da kommt man im Hotel schon mal ins Schwitzen, wenn man beim Check-In den nächsten Aufenthaltsort auf dem Meldeformular angeben muss. 😉 Das ist aber glücklicherweise bisher nur in einer Stadt vorgekommen.

Nachdem die nächsten Hotels gebucht sind, machen wir uns wieder auf den Weg und nähern uns dem zuvor erspähten beliebten Bubble Tea laden. Doch leider werden wir nach kurzem Anstehen in der Schlange darauf hingewiesen, dass es wohl keinen Sinn mehr macht, denn irgendwas ist wohl ausverkauft oder der Laden will schließen. Ein Schild mit der Aufschrift „I am sorry but they are sold out“, bekräftigt dies. Da waren wir wohl zu spät! Merkwürdig, dass noch so viele anstehen. Aber vielleicht holen die sich nur noch einen Eiskaffee und nicht „die Attraktion“. Ich weiß immer noch nicht, ob es überhaupt Bubble Tea war… Google Translate faselt etwas von „roher Tapioka“… Aha! Wikipedia hilft: Tapioka ist die Stärke, aus der die Kugeln für Bubble-Tea hergestellt werden. Ich lag richtig!

Wir ziehen weiter und ich bin erneut überrascht, wie grün es in Fukuoka ist. Es geht vorbei an einem Schrein (wir sparen uns die Besichtigung), dessen Gartenanlage Bäume hat, die so hoch und dicht sind, dass man nicht weiß, ob man nicht plötzlich vor einem Urwald steht. Auch einen Teich mit Schildkröten und einem Reiher gibt es hier an der Straße. Obwohl es langsam dunkel wird, begeben wir uns noch in die Maizuru Parkanlage mit den Ruinen der Burg Fukuoka. Ich genieße es, dass man mal etwas in ruhiger, schöner Umgebung spazieren gehen kann und weder Eintritt zahlen, noch an Öffnungszeiten denken muss. 😁

Schon wieder werden wir von einer freundlichen Dame, die mit Ihrem Hund spazieren geht, angesprochen – sie zückt den Google Translator und übersetzt blitzschnell, was wir zuvor nicht verstanden haben – „Raccoon!“. Ein Waschbär sitzt vor uns in einem Entwässerungsgraben. Ich habe nur kurz die Schnauze gesehen, dann hat er sich zurückgezogen. Auf dem weiteren Spaziergang, mit tollem Ausblick auf die Stadt, treffen wir noch auf eine oder mehrere Katzen, teilweise auch nur noch als Silhouette erkennbar, da es so dunkel ist – es wird Zeit für Abendessen!

Auf die Empfehlung von Rumiko hin, machen wir uns auf die Suche nach einem Yatai: Einer mobilen „Imbiss-Bude“, die es in so großer Anzahl fast nur noch in Fukuoka gibt. Und tatsächlich: Die gibt es in der Nähe der City Hall überall auf den breiten Bürgersteigen! In die kleinen Stände passen nur um die 5 bis 10 Personen, je nach Stand. Nirgends gibt es mal zwei Sitzplätze nebeneinander. Teilweise gibt es sogar Schlangen vor den Ständen!

Wir müssen leider passen und Heike macht ein unscheinbares Lädchen für das Abendessen aus. Ich sehe auch Curry auf dem Menü, also gibt es diese Option für den Notfall und ich willige in den Besuch ein. Wir betreten den Laden und auf einmal unterstützt uns die halbe Belegschaft des Ladens bei der Auswahl: Es gibt englische Übersetzungen und Bilder, auf die wir hingewiesen werden. Ich entscheide mich dann doch noch für ein Ramen, Heike für ein Reisgericht mit Schweinefleisch und zwei Spiegeleiern. Beides schmeckt uns unglaublich gut. Nach dem Essen kommt die (ich vermute) Besitzerin des Ladens noch zu uns, bringt uns eine Süßigkeit und fängt an, sich mit uns zu unterhalten. Heike packt ihr gesamtes Japanisch aus und wir werden ausgequetscht – Wo kommen wir her? Wo waren wir in Japan? Wo geht es weiter hin? Warum sind wir hier? Wieso hat Heike Japanisch gelernt? Was für Essensspezialitäten gibt es in Frankfurt? Wie schreibt man „Grüne Soße“? Am Ende weiß die ganze Belegschaft und alle Besucher, dass wir Deutsche auf Hochzeitsreise sind („Ooooh!“) und alle sind begeistert über unseren Besuch und Heikes Japanisch. Zum Schluss kommt noch der Ehemann der Frau (ich vermute von der Arbeit nach Hause), der uns auch noch vorgestellt wird und sich für unseren Besuch bedankt. Die Leute hier sind einfach zu freundlich für diese Welt! Völlig baff von der Gastfreundschaft verlassen wir den Laden, Heike ist ganz aus der Puste vom vielen Japanisch sprechen.

Schon in den Bahnen und auf den Straßen war mir aufgefallen, dass es hier in Fukuoka fast keine Ausländer oder gar Touristen gibt, wenn man es mit unseren bisherigen Stationen vergleicht. Auf jeden Fall wurden wir heute bei jeder Gelegenheit unterstützt und voller Gastfreundschaft empfangen. Noch mehr, als zuvor schon. Schade, dass es morgen schon wieder zurück in den Norden geht! Denn wir haben uns gegen einen Inlandsflug entschieden und fahren mit dem Shinkansen in Etappen wieder zurück nach Tokyo – der Umwelt zuliebe. 😉

Apropos Umwelt: Es gibt hier so viele Hybridautos – manchmal schaltet die Ampel auf Grün und es springt kein einziger Motor an, wenn alle losfahren! Auch ein paar Busse sind Hybride. Ich kann auch nicht ganz verstehen, warum so viele einen Mundschutz tragen. Wegen den Abgasen vermutlich weniger. Nach der Logik müssten wir in Deutschland alle einen tragen. Denn auch die nicht-hybriden Autos hier sind alle wesentlich kleiner, leiser und vermutlich auch effizienter. Vielleicht um sich vor Keimen zu schützen? Müssen wir mal Rumiko fragen!

Wir fahren mit der U-Bahn zurück zu der Station für unser Hotel und übergeben unsere Tagestickets an die erstbesten, nach Touristen aussehenden, die wir am Ticketautomaten abfangen. Wir hoffen das ist legal und sie kommen nicht in Schwierigkeiten, aber wir konnten auf den Tickets nichts dazu finden, dass sie nicht übertragbar seien, also sollte das schon klappen. 😊

Im Hotel wartet das Gepäck bereits auf dem Zimmer und wir lassen den Abend bei einem heißen Bad ausklingen.

2 Gedanken zu „Fukuoka“

  1. Immer, wenn ich von der pünktlichen, gut organisierten Bahn und den freundlichen Menschen, bekomme ich Angst/ bedenken, ob ihr hier in Deutschland euch wieder einfinden könnt ?! 😬😉
    Habt noch eine gute Zeit 🙋🏼‍♀️

    1. In Fukuoka war die Gefahr definitiv am größten. Jan und ich waren von der Freundlichkeit der Menschen sehr angetan und haben uns in der Stadt sehr wohlgefühlt. Also wenn auswandern, dann nach Fukuoka. Aber da die Japaner keine Einwanderer wollen, wird das wohl nicht so schnell passieren. Wir müssen uns dann einfach wieder an deutsche Verhältnisse gewöhnen. Egal wie schwer es ist.

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