Unser Tag startet das erste mal mit Frühstück im Hotel. Da erwartet man nicht viel, und schon liegt man falsch. Wir fahren ins oberste Stockwerk unseres Hotels und dann… müssen wir unsere Schuhe ausziehen! Damit hatten wir nicht gerechnet in einem so westlich anmutenden Hotel. Wir haben gar nicht unsere besten Ausgehsocken angezogen! Das Frühstücksbüfett ist sehr japanisch angehaucht, aber auch ein paar süße Brötchen mit Marmelade oder Rührei mit Speck sind am Rande vertreten. Zu guter letzt holt sich Jan noch einen Kaffee in der vorgeheizten Tasse, die er dann jedoch ziemlich flott trinken muss, denn die Frühstückszeit ist um 9:30 Uhr schon vorbei.
Vom Hotel aus sind es nur wenige Gehminuten bis zur U-Bahn Station Shiyakushomae, von der aus wir die Bahn bis nach Shinshunakano nehmen. Auf der ca. 45 Minuten langen Fahrt genießen wir den Anblick der vorbeiziehenden Häuser, die hier, anders als in Tokyo, traditioneller und vor allem kleiner gestaltet sind. Im Hintergrund ragen herrliche Bergkuppen auf, die teilweise mit Schnee bedeckt sind.
In Shinshunakano wollen wir dann umsteigen, haben aber die Vorahnung, das wir uns ein Anschlussticket kaufen müssen. Kein Problem, denken wir: Wir gehen einfach zum Ticketautomaten der Station und kaufen dort eins. Mittlerweile wissen wir wie die Automaten funktionieren. Doch oben in der Station steht kein Automat in Sichtweite. Nur ein Bahnmitarbeiter, der uns direkt ansieht, dass wir verwirrt sind. Er spricht uns freundlich an, doch leider verstehen wir kein Wort. Ich versuche ihm zu erklären, dass wir zum Monkey Park wollen und frage, ob unser Ticket dafür ok ist. Seine Antwort verstehe ich nicht, doch er zeigt mir eine Preistabelle und es wird klar, dass er mir erklärt, dass unser Ticket nicht ausreicht. Gut, dass hatten wir erwartet, aber wo kriegen wir das neue Ticket her? Seine Antwort verstehen wir wieder nicht, aber er sagt etwas wie „fare adjustment“ und „Gleis 3“ und zeigt auch freundlich auf besagtes Gleisschild. Wir bedanken uns höflich und tun Mal so, als ob wir das verstanden hätten.
Auf Gleis 3 steht der Zug, den wir eh nehmen wollten und so setzen wir unsere Reise darin fort. Die Frage bleibt, wie und wo wir unser Anschlussticket kriegen. Im Zug selbst gibt es keine Automaten. Bei der Endstation Yudanaka wird dann alles klar: Der Bahnmitarbeiter, der den Ausgang und die Zugtickets der Reisenden kontrolliert, stutzt als wir ihm unsere Tickets zeigen und schiebt mich dann nach links zum Fare Adjustment Counter. Aha! Da geht uns ein Licht auf. Der junge Mann hinter dem Schalter kontrolliert unsere Tickets und erklärt uns auf Englisch, dass wir noch 500 Yen nachzahlen müssen. Das tun wir und dürfen damit den Bahnhof verlassen. Das war ja einfach!
Vor dem Bahnhof befindet sich direkt die Busstation und am dortigen Schalter ordern wir zwei Bustickets zum Monkey Park. Der Bus kommt – entgegen unserer ersten Annahme – direkt und wir steigen ein. Die Fahrt spart uns einiges an Laufzeit und bringt uns ca. 2 km vor den Park. Als wir aussteigen, müssen wir lediglich unser Ticket vorne beim Busfahrer in eine durchsichtige Box werfen und dürfen weiter.
Der Weg zum Monkey Park führt über einen Waldweg, den wir gemütlich entlang spazieren.
Als wir am Park ankommen, bezahlen wir unseren Eintritt und sehen schon kurz darauf die ersten Makaken, die aufgrund ihres bräunlichen Fells kaum zwischen den Felsen zu erkennen sind. Der Park ist recht klein, besteht aus einem Weg, der sich an einer Stelle spaltet und dann vor einer Felswand mündet, wo sich zur Rechten die einzelne heiße Quelle befindet, in der die Affen baden gehen, wenn es ihnen zu kalt wird. Die Affen sind an Menschen gewöhnt, weichen ihnen aber aus, wenn sie zu nahe kommen und man soll sie weder anfassen noch füttern. Die Affen ziehen also recht nah an uns vorbei und lassen sich hin und wieder auch gut fotografieren. Ansonsten geht es bei diesen Affen wie bei allen anderen Affen zu: das Alphatier macht Stunk, wenn andere seinem Futter zu nahe kommen, Mütter tragen ihre Babys hin und her und die Kinderstube ist durch das gegenseitige Gezanke stets lebhaft.
Wir filmen und fotografieren, beobachten und bestaunen und sind am Ende mit unserer Ausbeute (Film und Fotos) zufrieden und machen uns auf den Rückweg.
Leider fährt uns der Bus vor der Nase weg und wir stellen fest, das der nächste Bus erst in ca. 45 Minuten kommt. Zum Glück gibt es aber ein kleines Café direkt an der Station und wir statten ihm einen Besuch ab.
カーフェらーてー1本とホットチョコレート1本とチョコレトケーキ2個をおねがいします。- Bitte einen Kaffee Latte, eine heiße Schokolade und zwei Stück Schokoladenkuchen. Das Japanisch wird immer sicherer.
Wir stärken uns und überlegen dabei wie wir den Tag anschließend weiter gestalten wollen. Der Bus fährt erst um 15:06 Uhr und dann brauchen wir mit dem Zug wieder 45 Minuten ehe wir bei Nagano Station ankommen. Wir einigen uns auf einen Trip nach Karuizawa. Die Stadt ist von Nagano aus mit dem Shinkansen in ca. 30 Minuten zu erreichen und soll schöne Anblicke zu bieten haben.
Der Bus kommt und diesmal entnehmen wir dem im Bus befindlichen Automaten ein Ticket. Eine Tafel über dem Busfahrer zeigt uns an, wie viel wir aktuell zahlen müssen. Beim Aussteigen zeigen wir dem Fahrer unser Ticket und reichen ihm passendes Münzgeld, welches er beides in die durchsichtige Box wirft, die wir schon von der ersten Fahrt kennen.
Jetzt zeigt sich auch wieder die berühmte japanische Effizienz. Wir glauben, dass der Busfahrer kurz vor unserer Ankunft an der Bahnstation per Funk durchgegeben hat, das er eine volle Busladung transportiert, denn wir werden von zwei Bahnangestellten in Empfang genommen. Einer kassiert die Insassen ab, die jetzt auch hinten aussteigen können (vorher durfte man nur beim Fahrer vorne aussteigen), die zweite Dame koordiniert die überforderten Touristen an den beiden Ticketautomaten und hilft bei der Auswahl des richtigen Tickets. Läuft wie geschnitten Brot!
Die Fahrt zurück ist herrlich ereignislos und in Nagano Station orientieren wir uns kurz um dann Kurs auf den JR Ticket Schalter zu nehmen. Hier wollen wir unsere Reservierung für den Shinkansen tätigen. Von einer freundlichen Bahnangestellten werden wir allerdings aus der Schlange gezogen und zu einem Automaten geführt. Hier zeigt sie uns, dass man die Tickets für den Shinkansen auch dort bekommen kann (vermutlich aber nur mit Hilfe eines Angestellten, da die Dame zunächst einen Nummerncode eintippt, der ihre Mitarbeiterkennung sein könnte). Sie bucht uns die Plätze für Hin- und Rückfahrt nach Karuizawa und weiter geht’s für uns zum richtigen Gleis. Dort wartet der Zug auch schon auf uns und wir nehmen gemütlich Platz in Wagen 8 (nur reservierte Plätze). Reisen in Japan ist unglaublich entspannenend und effizient! Wir sind hin und weg!
Während Jan unsere Fahrt filmt, schreibe ich zunächst an diesem Blogeintrag und mache dann schließlich ein kleines Nickerchen. Irgendwann stupst Jan mich an und fragt ob unsere Endstation Karuizawa heißt. Ich nickte schläfrig und sehe, dass vorne am Zug Karuizawa bereits ausgeschildert ist. Oh je, jetzt aber schnell! Wir packen unsere Sachen und steigen rechtzeitig aus.
In Karuizawa spazieren wir zunächst zur St. Joseph’s Kirche und laufen dann die Old Karuizawa Ginza Street entlang. Hier gibt es sehr viele Geschäfte für jeden Geschmack und sogar eine Schokoladenburg! Auch säumen wieder die bekannten Automaten die Straßen und an einem davon probieren wir Mal wieder etwas Neues: Einen Erdbeermilchshake und einen Mais-Drink (mit ganzen Mais-Stückchen! Verrückt!).
Danach geht es, nach einem kurzen Zwischenstop an einem See, mit Umwegen zurück ins Hotel, wo uns eine heiße Dusche und ein warmes Bett erwarten.