Matsumoto – 松本市

Noch immer befinden wir uns in der Präfektur Nagano, sind aber gen Süden gereist und finden uns nun in Matsumoto wieder.

Noch einmal frühstücken wir in unseren Socken bei schönem Ausblick, dann geht es wieder zum Zug und auf nach Matsumoto!

Hier suchen wir wie gewohnt als erstes unser Hotel auf um unsere Rucksäcke abzuwerfen und mit freien Schultern die Stadt zu erkunden. Ein sehr nobles Hotel scheint dieses Buena Vista zu sein! Langsam durchwandern wir die Straßen und erhaschen unerwartet einen wunderschönen Blick.

Beim Schlendern entdecken wir ein kleines Café, das per Schild für seine Lunch-Sets wirbt, die jeweils nur 800 Yen kosten. Der Magen knurrt, also treten wir ein und werden freundlich in Empfang genommen.

Jan entscheidet sich für Menü A (mit Brot statt Reis) und ich mich für Menü B. Dazu gibt es eine Cola und eine Zitronenlimonade. Das Essen kommt auch schon alsbald und sieht sehr lecker aus. Wir lassen es uns schmecken! Freudige Überraschung ist, dass in dem Menü nicht nur das Essen drin ist, sondern für mich auch noch ein Tee und eine Miso-Suppe sowie am Ende ein Dessert für uns beide – je eine Kugel Kokoa- bzw. Sakuraeis aus eigener Herstellung.

Frisch gestärkt legen wir die letzten Meter bis zur Burg Matsumoto zurück, die aufgrund ihrer schwarzen Wände auch als die Krähenburg bekannt ist. Zunächst laufen wir am Burggraben entlang und fotografieren die Burg aus allen Blickwinkeln. Darauf angesprochen schießen wir auch gerne für die japanischen Touristen Fotos, damit alle die Gelegenheit haben sich mit der Burg im Hintergrund ablichten lassen zu können.

Nachdem wir die Burg nun ausreichend von außen betrachtet haben, schlendern wir zum Eingang. Jetzt wollen wir auch das Innere sehen. Mehr als einmal laufen wir dabei Gefahr in den Schlossgraben zu fallen, der von teils gigantischen Kois bewohnt wird, die wir bestaunen ohne genau auf unseren Weg zu achten. Zum Glück ist keiner von uns baden gegangen.

Am Eingang zahlen wir unser Eintrittsgeld und bekommen auf freundliche Nachfrage den Beipackzettel (sprich die kleine Informationsbroschüre) auch auf Englisch. Vor uns erstreckt sich das innere Hofgelände und wir schlendern auf den verschiedenen Wegen hin und her und machen noch mehr Fotos (ja, auch nochmal von der Burg – man kann nie genug Bilder haben).

Dann geht es hinein ins Innere der Burg. Aber erst einmal eins nicht vergessen – Schuhe ausziehen! Bevor wir die Burg betreten dürfen, händigt man uns jeweils eine Plastiktüte aus, in der wir unsere Schuhe mit uns herumtragen müssen. Erst dann gewährt man uns Eintritt.

Das besondere an der Burg von Matsumoto ist, dass es von außen so aussieht, als ob der Hauptturm (tenshu) nur aus fünf Stockwerken bestünde. Tatsächlich sind es im Inneren aber sechs. Dieses sechste Stockwerk verbirgt sich auf Höhe des von außen sichtbaren dritten Stockwerks und liegt fast vollständig im Dunkeln, da es hier keine richtigen Fenster gibt. Sinn des Ganzen ist, dass angreifende Krieger von einem fünstöckigen Gebäude ausgehen, das gestürmt werden soll und daher nicht mit diesem sechsten Stock rechnen. Da dieser zudem noch so dunkel gehalten ist, konnten sich die verteidigenden Samurai hier verstecken und den potentiellen Angreifern auflauern.

Im zweiten Stock ist eine beeindruckende Sammlung an Feuerwaffen ausgestellt, die die Familie Akabane der Stadt Matsumoto gestiftet hat. Diese Feuerwaffen haben für die Burg Matsumoto einen historischen Wert, da bei Errichtung der Burg Feuerwaffen gerade erst Einzug in den militärischen Alltag der Japaner gehalten hatten und die Burg Matsumoto daher eine von zwei noch existierenden Burgen ist, die in ihrer Gestaltung auf diese Modernisierung der Kriegsführung ausgelegt ist.

Dies ist vor allem an den unterschiedlichen Fenstertypen zu erkennen, die insgesamt drei Funktionen hatten: die 25 yazama boten Platz für Bogenschützen, die ihre Pfeile aus der Sicherheit der Burg heraus verschossen, die 25 teppozama dienten hingegen den moderneren Feuerwaffen; zum Schluss gibt es noch die ishiotoshi auf der Ebene des ersten Stockwerkes, aus denen Steine auf die Angreifer geworfen wurden, die versuchten die Burgmauern zu erklimmen.

Die letzten beiden Stockwerke dienten dem Schutz des Burgherren sowie der Kriegsplanung. Der fünfte Stock hat nach allen vier Seiten hin große Fenster, die einen weiten Blick über das gesamte Burgareal gewähren und somit für einen Überblick im Falle eines Angriffs sorgten. Die Vermutung liegt nahe, dass hier der Burgherr mit seinen Beratern das Geschehen von oben zu lenken versuchte. Das sechste Stockwerk diente in Friedenszeiten wohl eher einem Ausguck, im Belagerungsfall aber als letzte Rückzugsstätte für den Burgherrn. Hier ist auch der Gott Nijuroku-yashin als Beschützer der Burg Matsumoto verewigt.

Der Weg hoch in die Burg ist kein leichter, da die Treppen sehr steil sind und sehr eng gebaut wurden. Wir mussten sehr auf unsere Schritte Acht geben, da will ich mir gar nicht vorstellen, wie sich hier ein Samurai in voller Rüstung raufschleppen musste – wenn das überhaupt möglich war. Die engen Auf- und Abstiege erklären auch, warum große Rucksäcke verboten sind. Jan ist schon mit dem 10-Liter-Daypack fast stecken geblieben.

Zu guter Letzt können wir noch den Ausblick vom tsukimi-yagura genießen – dem „Mondobservatorium“. Dies ist von den anderen Teilen der Burg aus nicht einsehbar und ermöglicht bei offenen Schiebetüren einen freien Blick nach Nord, Ost und Süd. Der Burgherr hat hier wohl die nächtlichen Stunden damit zugebracht den Mond zu bewundern.

Nach dieser Besichtigung geht es zurück nach draußen, wo wir die Schuhe wieder anziehen dürfen. Hier nutzt Jan die Gelegenheit mit einem „echten“ Samurai ein Foto zu schießen.

Als wir später wieder zu dieser Stelle zurückkommen haben sich der Burgherr und das Burgfräulein eingefunden und diesmal bin ich es, die sich mit diesen beiden ablichten lässt.

Jetzt haben wir alles gesehen und gönnen uns eine kleine Pause und jeweils ein Eis zur Erfrischung.

Dann werfen wir noch einen schnellen Blick in das Matsumoto City Museum, das die Geschichte der Stadt Matsumoto von der „Antike“ bis zur heutigen Zeit beleuchtet. Da die Schilder jedoch meist nur auf Japanisch sind, bleibt uns nur das verständnislose Bewundern der Ausstellungsstücke, ehe wir uns wieder auf den Weg zurück zum Hotel machen.

Wir entdecken dabei noch ein paar interessante Anblicke, doch als es schließlich zu regnen anfängt, beeilen wir uns, das Hotel schnell zu erreichen.

Dort angekommen, checken wir ein und bekommen unser Gepäck aufs Zimmer gebracht. Ein amüsanter Anblick mit unseren Wanderrucksäcken im 4-Sterne Hotel… Wir relaxen etwas im Zimmer und erst der Hunger treibt uns abends wieder raus und wir landen schließlich in einem Restaurant nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt.

Leider gibt es das Menü nicht auf Englisch und auch die Bedienung ist diesmal nicht ganz so freundlich, wie wir es bisher gewohnt waren. Google Translate stößt ebenfalls an seine Grenzen sodass wir am Ende etwas bestellen, unter dem wir uns noch halbwegs etwas vorstellen können: Spareribs und Taco Reis. Das Essen ist in Ordnung, auch das Bier kann man trinken, aber am Ende fällt die Rechnung doch höher aus als erwartet (überraschend wurde z.B. noch das Gedeck für 1000 Yen pro Person auf die Rechnung gesetzt) und etwas unzufrieden kehren wir ins Hotel zurück.

Na ja, es kann nicht immer alles rund laufen und im Zweifel wissen wir jetzt, dass es kein Menü mit Untertitel sein muss, aber das wenigstens Bilder der Speisen vorhanden sein sollten, damit wir uns unter den ausländischen Namen zumindest etwas vorstellen können.

Jetzt genießen wir die letzten Stunden in Matsumoto, ehe es morgen weiter geht. Diesmal nach Nagoya.

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